Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass in der Pfarrei „Bernhard Lichtenberg“ um das Fest der heiligen Cäcilia alle haupt- und ehrenamtlichen Kirchenmusiker(innen) zu einer Zusammenkunft eingeladen werden, beginnend mit einer feierlichen Vesper.
Leitender Pfarrer Stefan Fleischmann und Stadt- und Dekanatskantor Musikdirektor Dr. Ludger Stühlmeyer freuten sich über die zahlreiche Teilnahme. Cäcilia wird als Patronin der Musiker, insbesondere der Kirchenmusiker und Dichter verehrt. Sie soll im 3. Jahrhundert mit ihrem Mann Valerian und dessen Bruder Tiburtius den Märtyertod erlitten haben, Beide habe sie zuvor zum Christentum bekehrt. In der reichen Tradition der Kirchenmusik und der Kirchenchöre ist die Erinnerung an diese frühe Christin auch heute noch lebendig.
In der feierlichen Vesper hatte Lea Stühlmeyer in einer Betrachtung wertvolle Gedanken ihres Vaters Dr. Ludger Stühlmeyer vorgetragen mit dem Titel: „Am Anfang war das Wort“ (Joh. 1, 1) – oder war es der Schall, ein Klang, eine göttliche Melodie?“ Hinter der Welt der Sinneseindrücke läge eine Welt geistig schaubarer Formen. Diese Schau sei nicht auf das Sehen begrenzt, sondern wird besonders und vielmehr durch das Hören mit allen Sinnen realisiert. Dies sei in allen Kulturen der Erde eine Grundform von Welterfahrung, von Ordnung oder Kosmos in und hinter den Dingen. Wir können Schwingungen hören, kleiner als eine Lichtquelle und zehnmal kleiner als ein Wasserstoffatom. Wir können also in Bereiche hineinhören, die unseren Augen verschlossen bleiben. Hören wir einmal auf die griechische Übersetzung dieser Stelle in der Heiligen Schrift: én Arché én ho Lógos – im Urgrund war die tönende Weisheit. Lea Stühlmeyer las mehrere Beispiele vor, zitierte u.a. die heilige Hildegard von Bingen.
„Lob sei der Dreieinigkeit, sie ist Klang und Leben, Schöpferin des Alls, Lebensquell von allem“.
Hier bezeichnet die Komponistin und heilige Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen den Dreieinen Gott als „sonus et vita“, als Klang und Leben, und die Schöpfung wird als tönende Schöpfung beschrieben. Hildegard nimmt nicht nur im gesamten Kosmos den Klang der Schöpfung Gottes wahr. Für sie ist Gott selbst der Urklang des Lebens, sein schöpferischer Lebensgeist klingt und tönt. Durch seinen erklingenden Ruf hat Gott die Schöpfung erweckt. In und mit der Musik lässt sich die Ordnung des Universums, die göttliche Ordnung tiefer und sinnlicher erfahren als im nur gesprochenen Wort. Musik ist die Kunst, wo Zeitlichkeit und überzeitliches Maß zusammenwirkend den Klang erzeugen, der Seelenzuständen entspricht, – mehr noch, der solche Seelenzustände, die bereits in uns schlummern, wachruft, in denen Entgegengesetztes wie Trauer und Freude zusammenfallen kann. Dieses Zusammenfallen der Gegensätze ist Inbegriff der Musik, wie eben auch jeder Mystik. Lea Stühlmeyer las noch weitere wertvolle Gedanken ihres Vaters vor, eine große Bereicherung für alle Teilnehmer.
Am Schluss der Vesper ertönten Klavierklänge von Vladimir Plakidin. Anschließend gab Leitender Pfarrer Stefan Fleischmann einige Impulse zum „Heiligen Jahr 2025“ Das Heilige Jahr 2025 werde unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ stehen und greift damit ein zentrales Thema von Papst Franziskus auf, Die Stadt Rom rechnet mit rund 45 Millionen Pilgern und Besuchern. Pfarrer Stefan Fleischmann stellte das Logo vor, das vier stilisierte Personen zeigt, die auf die Menschheit hinweisen, die aus vier Regionen der Erde stammt. Sie umarmen sich gegenseitig um die Solidarität und Geschwisterlichkeit zu betonen, die die Völker verbindet. Eine Person klammert sich an das Kreuz. Es soll nicht nur das Zeichen für den Glauben sein, das die Person umarmt, sondern es steht auch für die Hoffnung, die niemals aufgegeben werden darf. Mit der Einberufungsbulle zeichnet Papst Franziskus die inhaltlichen Konturen für das Heilige Jahr 2025 auf und macht deutlich, wie dringend notwendig die Hoffnung in einer Welt von Gewalt, Hass und Kriegen ist. Einfühlsam und mit pastoraler Nähe beschreibt Franziskus den Zustand vieler Menschen, die von Pessimismus und Angst geprägt sind. „Möge das Heilige Jahr für alle eine Gelegenheit sein, die Hoffnung wieder aufleben zu lassen“, heißt die Botschaft des Papstes. Am Schluss dieser inhaltsreichen Zusammenkunft wurde das Mottolied des Heiligen Jahres gesungen: „Licht des Lebens, Flamme unserer Hoffnung.! Dieses Lied, es steige auf zu dir. Gott, dein Schoß hält ewig uns geborgen. Voll Vertrauen gehen wir mit dir.“so lautet die 1. Strophe.